Das Preisgeld in Höhe von 10.000 Euro stellt das Hessische Ministerium für Wissenschaft und Forschung, Kunst und Kultur zur Verfügung. Die Preisverleihung findet am 27. April 2025 im Stadttheater Gießen statt.
„Gewaltige Bilder und beeindruckender Kunstwille“
Kunst- und Kulturminister Timon Gremmels: „Vegard Vinge und Ida Müller polarisieren und schockieren zuweilen mit ihrer Arbeit. Gleichzeitig liefern sie uns gewaltige Bilder und beeindruckenden Kunstwillen. Ihre Bühnenbilder bleiben in jedem Fall im Gedächtnis. Das macht sie zu würdigen Preisträgern. Ich gratuliere herzlich zur Auszeichnung.“
Ausgewählt vom Vorjahres-Preisträger Ulrich Rasche
Nach den Regeln des Preises wurden Vinge und Müller vom vorherigen Preisträger vorgeschlagen; diesmal Ulrich Rasche. Er begründet seine Wahl: „Obwohl Vegard Vinge und Ida Müller nur wenige Inszenierungen im deutschsprachigen Theater gemacht haben und ihre letzte Arbeit „Nationaltheater Reinickendorf“ als eine Produktion der Berliner Festspiele schon vor sieben Jahren stattgefunden hat, ist ihre radikale Ästhetik an vielen Theaterhäusern weiterhin präsent. So wirkungsvoll und einmalig war ihr damaliger kurzer Auftritt in Berlin, dass sich eine ganze Generation junger Regisseur*innen an ihre ästhetischen Fersen heftete und diese bis heute verfeinert und fortführt. Vinge und Müller vergruben sich über Monate in eigens für sie bereitgestellte Gebäude wie den Prater als Nebenspielstätte der Berliner Volksbühne, probten dort Tag und Nacht und verwandelten zuvor bekannte Räume in eine Welt, die sich später als pop-psychedelisches Gesamtkunstwerk öffnete. Einen solchen revolutionären Kunstwillen hat es seit dieser Zeit nicht mehr gegeben.“
Vegard Vinge und Ida Müller kreieren seit fast 20 Jahren einzigartige Aktionsräume, die Teil umfassend inszenierter Welten aus Raum, Wort, Licht und Klang sind und keine säuberlich getrennte Würdigung von Bühnenbild und Regie zulassen. Zur Besonderheit dieser Kooperation gehört, dass Vinge und Müller ihr gesamtes Theaterschaffen nahezu ausschließlich dem Spätwerk von Henrik Ibsen widmen. Deutlicher als andere Theatermacher der Gegenwart rücken Vinge und Müller die Kreativität und das Irritationspotential von Theater vor Augen und stellen zugleich in radikaler Weise die Konventionen und Ordnungen in Frage, die den herkömmlichen Theaterbetrieb bestimmen. Zu den Projekten, die Vegard Vinge und Ida Müller in naher Zukunft verwirklichen werden, gehört die Neuinszenierung von Ibsens „Peer Gynt“ an der Volksbühne Berlin zur Saisoneröffnung 2025/26. Vinge und Müller leben in Oslo.
Förderpreis für Hanna Rode
Für den mit 5.000 Euro dotierten Hein-Heckroth-Förderpreis, den die Stadt Gießen stiftet, haben Vegard Vinge und Ida Müller die Bühnen- und Kostümbildnerin Hanna Rode nominiert. Hanna Rode, geboren 1991, studierte Freie Kunst in der Bühnen- und Kostümbildklasse an der Kunsthochschule Berlin-Weißensee. Ihre Engagements führten sie unter anderem an die Deutsche Oper Berlin, das Schauspiel Hannover, das Deutsche Schauspielhaus Hamburg, das Grand Théâtre de la Ville de Luxembourg, das Münchner Volkstheater, das Landestheater Linz und das Schauspiel Wuppertal. Rode ist Co-Autorin und Kostümbildnerin des Films „Kontener“ (Regie: Sebastian Lang), der 2017 auf der Berlinale Premiere feierte und 2018 für den Europäischen Filmpreis nominiert war. Rode richtet ihre Aufmerksamkeit besonders auf Puppen und Masken, die sie oftmals nicht nur entwirft, sondern für ihre Theater-, Film- und Videoprojekte selbst herstellt.
Verleihung alle zwei Jahre
Der Hein-Heckroth-Bühnenbildpreis und der dazugehörige Förderpreis werden seit 2003 alle zwei Jahre verliehen. Ausgezeichnet werden Bühnenbildnerinnen und Bühnenbildner, die in ihre Arbeiten die Auseinandersetzung mit der bildenden Kunst kreativ einfließen lassen – ganz im Sinn des aus Gießen stammenden Malers, Bühnenbildners und Oscar-Preisträgers Hein Heckroth (1901-1970). Bisherige Trägerinnen und Träger des Hauptpreises waren beispielsweise Achim Freyer, Robert Wilson, Christoph Schlingensief und Anna Viebrock.